Da ist das Ding! Erste Erfahrungen mit der Leder-Lady Fuji X100

Gepostet von am Nov 17, 2011 in Blog | Keine Kommentare

Da ist das Ding! Erste Erfahrungen mit der Leder-Lady Fuji X100

[fb_button]Nun ja, Kunstleder trifft es wohl eher. Nicht desto trotz hat die charmante Retro-Diva nach langem Zögern endlich den Weg in meine Hände gefunden. Schon das Auspacken ist ein echter Hochgenuss für Freunde von Fotografie und Design und auch die technischen Daten verheißen sehr viel. Ob sich die  hoch gesteckten Erwartungen erfüllen, wird sich nun zeigen  – nachfolgend gibt es einen ersten Einblick über die Beweggründe zum Kauf, meine ersten Erfahrungen und einige Beispielaufnahmen.

UPDATE: Hier findet sich ein sehr ausführlicher Artikel mit allerlei Praxistipps für noch mehr Spaß an der X100. Wer schon eine hat, unbedingt lesen!


Wozu eigentlich eine X100?

Eine Spiegelreflexkamera ist ohne Frage in Sachen Vielseitigkeit, Flexibilität (mit entsprechendem Objektivpark), Geschwindigkeit und Bildqualität bei wenig Licht die sinnvollste Lösung. Bei all den Vorteilen geraten aber drei gravierende Nachteile schnell in die Vergessenheit: Größe, Gewicht, Auffälligkeit. Eine Spiegelreflex ist, so kompakt sie auch sein mag, keine reine „Immerdabei“ Kamera. Setzt man als Fotograf auch noch Ansprüche an ein hochwertiges Objektiv mit großer Lichtstärke, wird man sich aufgrund des Gewichtsvorteils für eine Festbrennweite entscheiden. Flexibel ist man damit nicht mehr und das Gewicht von Body und Objektiv ist trotz leichter Festbrennweiten nichts mehr für jeden Ausflug. Auch wird man mit Spiegelreflexkameras z.B. bei der Hochzeitsfotografie, Feiern oder Street schneller erkannt – was folgt ist oft das typische „Foto-Gesicht“, das jede Natürlichkeit zerstört.

Darum eine X100!

Genau hier setzt die X100 an. Zwar ist der Kontrast-Autofokus nicht mit dem schnellen Phasen-AF einer DSLR vergleichbar, doch die Kombination aus Größe, Gewicht und Abbildungsqualität ist ein absoluter Hochgenuss. Sie ist ein stiller Begleiter, erregt kaum Aufmerksamkeit (außer erfreulicherweise bei Fans des Retro-Designs) und kann bei Bedarf schnell in der (ausgebeulten) Jackentasche verschwinden. Eine Hosentaschenkamera ist sie natürlich nicht- aber dafür gibt es schließlich Exilims und co 😉 Eine maximale Blendenöffnung von f2 ist ordentlich und die Brennweite (23mm APS-C, entsprechend ca. 35mm an Kleinbild) ist absolut praxistauglich für Reportage, Landschaft und (bedingt) auch Menschen. Mein Exemplar ist bei Offenblende bereits sehr scharf, die Verzeichnung ist gering und das Bokeh dank 9 abgerundeter Lamellen sehr ansprechend – toll!

Bedienung flop?

Die Problematik der Menüführung wurde in diversen Reviews bis zum Erbrechen durchgelutscht- wer sich ausgiebig mit seiner Kamera beschäftigt, wird das nach wenigen Wochen kaum mehr wahrnehmen. Die Bedienelemente an sich sind aber in der Tat zum Teil störend umgesetzt, gerade der OK-Button ist schwer zu treffen, ohne umliegende Tasten zu erwischen- ich hoffe das legt sich mit der Zeit. Diverse Ungereimheiten im Menüaufbau und der Anordnung eigentlich wichtiger Punkte sind nicht abzustreiten, als vernichtendes Argument gegen einen Kauf sehe ich das allerdings nicht. Wie heißt es so schön? Nobody is perfect – und macht das nicht gerade den gewissen Reiz aus?

Fairerweise muss man betonen, dass viele negative Reviews aus der frühen zeit der Fuji stammen. Einige Ärgerlichkeiten wurden mit der Firmware 1.10 und 1.11 ausgebessert – und was in Zukunft noch verbessert wird, steht ebenfalls noch offen 🙂

Zu den technischen Daten möchte ich eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren, diese tümmeln sich ja zu Hauf im Netz. Kurz gesagt sehe ich zu dem Konzept der Fuji X100 derzeit keine sinnvolle Alternative mit folgenden Eigenschaften:

  • Großer Sensor im APS-C Format, wie sie die üblichen Mittelklasse-Spiegelreflexkameras nutzen
  • Hervorragende High-Iso Leistungen
  • Kompaktere Abmessungen als Consumer-DSLRs
  • Lichstarkes Objektiv, das in Verbindung mit dem relativ großen Sensor besser freistellt als eine Kompaktkamera
  • Einigermaßen erschwinglicher Preis – zwar kein Pappenstiel, dafür aber günstiger als eine Leica X1

Der Sucher ist anfangs gewöhnungsbedürftig, macht aber einen riesen Spaß, denn man kann mit einem handgriff vom optischen Sucher zu einem hochauflösenden (über 1 Mio. Pixel) elektronischen Sucher, der ins Sucherfenster eingeklappt wird, umschalten. Treffsicherer ist man (leider) mit dem elektronischen Sucher unterwegs, auch wenn man den Parallaxenfehler im optischen Sucher bereits im Kopf verinnerlicht hat- denn das AF-Messfeld ist im optischen Sucher signifikant größer und erlaubt auch nur eine Nutzung bis ca. 60-80cm Objektentfernung (geschätzt, irgendwie variiert das bei mir enorm). Bei größeren Motivabständen oder bei Städetrips oder Landschaftsfotografien ist der extrem große und helle optische Sucher aber eine wahre Freude. Ach ja, den Monitor gibts ja auch noch…. Auch wenn man als alter Hase im DSLR-Geschäft Liveview auf dem großem Monitor verteufelt- bei der X100 weiß ich die Möglichkeit ihn nutzen zu können trotzdem zu schätzen, gerade wenn es um interessante Perspektiven geht.

Alles kann, nichts muss

So könnte man die Features, die die X100 noch an Bord hat, treffend beschreiben. Der Panoramamodus setzt beim Schwenken der Kamera viele Einzelbilder zu wahlweise 120 oder 180 Grad Panoramen zusammen. Nach etwas Übung gelingt dies erstaunlich gut und auch die Übergänge werden sauber verarbeitet. Mit einer Breite von 5000 bzw. mehr als 7000 Pixeln lassen sich hier auch große Prints umsetzen. Somit hat man trotz der Festbrennweite immer ein Extrem-„Weitwinkel“ dabei, für Reisen macht das durchaus Sinn. Die Kamera hat außerdem 3 Dynamikstufen, mit denen intern der Dynamikumfang der Aufnahmen vergrößert wird- das klappt auch in der Praxis. Der Videomodus ist etwas mager, 720p und MF reichen maximal für Spielreien. Der Makromodus ist spitze, die Naheinstellgrenze ist sehr gering und man kann selbst mit 23/35mm noch ansprechende Detailaufnahmen einfangen. Serienbildmodus mit 5B/s ist nett zu haben, die Speicherzeit nach einer Serie ist aber trotz schneller Speicherkarte sehr hoch. Als Gimmick gibt es noch Belichtungsreihen, ISO-Reihen oder andere Reihenaufnahmen, bei denen die Kamera das gleiche Foto in verschiedenen Dynamikumfängen oder den unterschiedlichen Filmsimulationen aufnimmt.

Summa Summarum…

„Die X100 liebt man oder hasst man.“ Das hört man oft, ist in meinen Augen aber absolut nicht korrekt. Entweder man liebt sie auf den ersten Blick, man lernt sie zu verstehen und liebt sie dann- oder man beschäftigt sich zu wenig im Vorfeld mit den Einschränkungen, die dieses Konzept mit sich bringt und wird nie glücklich. Was man angesichts der Kompaktheit an Bildergebnissen bekommt, steht außer Konkurrenz. Der Autofokus ist nichts für Sport, die Brennweite nichts für Flugschauen oder Spannerfotos und die Bedienung nichts für Pussys 😀 Kleiner Scherz am Ende, das herrliche Stück aus dem Hause Fuji habe ich aber dennoch bereits in mein Herz geschlossen <3

Zur X100 und ihren Eigenheiten gibt es hier absolut empfehlenswerte, geeignete Literatur.

Genug gelabert, Bilder her!

 

Testfotos meiner ersten Streifzüge mit der X100.















Mit Nikon SB-900 Blitz auf der Fuji montiert (ja, das geht! Allerdings nur im M-Modus):

Im Studio mit Funkauslöser auf der X100 (Studioblitz):

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