Holga 8,0 60mm HL-C / HL-N Objektiv – Lomo Feeling für digitale Spiegelreflexkameras?

Gepostet von am Mrz 8, 2012 in Blog | Keine Kommentare

Erfahrungsbericht: Ein 60mm f8 Holga Objektiv aus billigstem Plastik an einer Nikon D700?

Ja, richtig gelesen. Was eigentlich fast an Gotteslästerung grenzt, verspricht jede Menge Spaß – sofern man sich darauf einlässt. Manch einem werden die alten Holga-Kameras noch ein Begriff sein. Die Ergebnisse weisen so ziemlich alle Bildfehler auf, die man bei einer aktuellen Spiegelreflexkamera eigentlich verhindern möchte – trotzdem haben die Fotos ihren ganz eigenen Charme. Sogar diverse aktuelle Bearbeitungsprogramme bieten Holga-Effektfilter und retro ist in wie nie. Das Holga 60mm f8 Kunststoffobjektiv gibt es sowohl für Nikon, als auch hier für Canon zu einem absoluten Kampfpreis. Nachfolgend ein kurzes Review zur Holga 60mm Traumlinse 😉

 

Die nahezu biblisch lange Produktbeschreibung sagt schon alles über dieses Objektiv aus:

  • Trashige Bilder dank Holga Plastik-Objektiv auch mit einer Spiegelreflexkamera.
  • Feste Blende 8 und Entfernungseinstellung über Symbole (70cm, 2m, 6m, 10m)

 

Haptik und Verarbeitung im Test

Was für ein witziges Ding. Das Objektiv wiegt in etwa 23 Gramm, besteht vollkommen aus Kunststoff und sieht einfach nur charmant aus. Am Bajonett rastet es zwar merkbar ein – bombfest sitzt es aber nicht. Genau so solls aber sein! Der Fokus lässt sich, wie beschrieben, durch Drehen des breiten Objektivrings einstellen. Dieser Ring ist eigentlich nur ein grobes, eingefettetes Gewinde und lässt sich überraschend weich bedienen. An ein AI-S kommt es nicht ran, das muss es aber auch nicht 😀 Wie beschrieben sind zur Fokuseinstellung diverse Symbole, die grob den Fokusabstand darstellen sollen. Unendlich wird mit einem Bergpanorama-Symbol markiert, die Naheinstelle mit einem stilisierten Kopfportrait. Witzigerweise haben sich diese Markierungen als durchaus praxistauglich heraugestellt.

 

In der Realität findet man am Holga-Objektiv eher eine effektive Blende von ca. f16, was mir zumindest meine Messungen bestätigten. daher sindin Innenräumen lange Verschlusszeiten oder hohe ISO-Werte nötig – bei gutem Wetter im Freien hat man aber keine Probleme. Die Blende selbst ist eine Art Siebblende mit einem gleichmäßigen Loch in der Mitte und kleinen Löchern als Umrandung. Diese sorgen für eine ungleichmäßige Vignettierung, wie man es vom Original kennt. Das Sucherbild ist extrem dunkel, fokussieren muss man also eher nach Gefühl. An meiner D700 funktioniert die Belichtungsmessung – allerdings wird diese durch die starke Vignettierung so getäuscht, dass ich generell eine Belichtungskorrektur von -2 EV eingestellt habe – dann passt es aber. Die Bildergebnisse haben wirlich ihren Reiz. Sie sind immer etwa verwaschen, nicht wirklich kontraststark, extrem vignettiert und die Farbtöne wirken deutlich surrealer, da das Objektiv bestimmte Farbbereiche abschneidet – doch das ist schön! Leider zeigen sich keine Farbfehler/Flecken, wie beim Original.


Testfotos, die Erste…..

Am Kleinbildformat (Nikon D700) ist die Vignettierung allerdings schon fast zu stark ausgeprägt. Wenn man aufs DX-Format wechselt, wirkt es etwas harmonischer. Anbei einige Testfotos im FX-Betrieb:

Testfotos, die Zweite…..

Nach einiger Zeit des Herumspielens entschloss ich mich für einen kleinen Umbau. Die Blende habe ich vorsichtig aufgebohrt, um eine größere Blendenöffnung, ein helleres Sucherbild und bessere Abbildungsleistungen zu erreichen. Ich weiß, das geht eigentlich komplett gegen den Sinn, sich ein solches Objektiv zu kaufen – ich wollte einfach sehen, was man rausholen kann. Das Ergebnis ist verblüffend – das Sucherbild ist wie erwartet heller, doch die Abbildungsleistungen sind (sofern richtig fokussiert) wirklich absolut gut! Anbei einige Testfotos inkl. einem 100% Crop. Das kann sich sehen lassen- schließlich sprechen wir hier von einem Plastikobejtkiv mit Plastiklinse für gerade mal 20 Euro.